Bei Menschen jenseits des Lebenszenites, der sich numerisch nur unzureichend beschreiben lässt, kommt es nicht selten zu einer echten oder vermeintlichen Stagnation der persönlichen Entwicklung. Dieses Defizit kann einen erheblichen Leidensdruck verursachen, unabhängig davon, ob tatsächlich Stillstand vorliegt - oder ob dessen Gegenteil schlicht keinen adäquaten Ausdruck findet. Geschichten, Skizzen und Notizen liegen auf der Strasse. Was tun damit, zeitgemäß und unkonventionell? Niemand fragt nach diesen Geschichten. Es sind sie selbst, die gelebt sein wollen.
In meinem Leben hat es immer Parallelwelten gegeben. Die sahen in der Studienzeit anders aus als heute. Sie ergaben sich organisch aus dem Konsum von Kiff, bestimmten sozialen Irrungen und Wirrungen, aus dem Aufkommen des Viersechsundachtzigers und den Möglichkeiten, die der PC bereits damals bot. Das
Schreiben an sich ist wichtig, der Blog nicht mehr als ein Medium, immerhin klimaneutral und nachhaltig. Ich muss nicht verstehen, warum hier Menschen lesen, die weder meine Mutter noch meine beste Freundin sind. Zeilezwei führt Künstler, Aussteiger, Doppelgänger und Parallelweltler mit weitem Horizont zusammen.
Die Chronologie der Ereignisse zersplittert in der experimentellen Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart. Es gibt mehrere Gegenwarten in dieser digitalen Parallelwelt, da die Zeit während des Schreibens, ebenso wie während des Nichtschreibens, gnadenlos verstreicht, was sich anfühlt wie Stillstand. Unwichtig: Was war wann und wo? Wie war es genau und warum so und nicht anders? Innere Fülle. Fragmente.
Ambivalenz als Tor zum Leben
Widersprüchlichkeit unserer Gedanken und Gefühle: Ambivalenz ist ein Teil unserer psychischen Realität. Oft unangenehm, der Zweifel, das Nicht-Wissen, was richtig und was falsch, ob Traum oder Albtraum, das Nebeneinander von Aufmerksamkeit und Ignoranz, von Wertschätzung und Abwertung. Wenn die Akzeptanz der gleichzeitigen Existenz gegensätzlicher Entitäten misslingt - das Eine also, oder dessen Gegenteil - verdrängt oder geleugnet wird, kann es zu seelischen Irritationen kommen. Trotz dieses Risikos wollen Klarheit, Eindeutigkeit, Berechenbarkeit, Sicherheit. Warum? Unserer Vorstellung nach gilt es, sich zu entscheiden. Jeden Tag. Für das Eine, was immer gegen das Andere bedeutet. Entschiedenheit: ein Zustand, den der Mensch favorisiert, sei es, weil Ambivalenz auszuhalten er nicht gelernt hat, sei es dass er sich derer nicht bewusst ist. Der Name "Zeilezwei" steht für Ambivalenz im weitesten Sinne.